Donauschwäbisches
Zentralmuseum besucht und besichtigt
Speyerer Donaudeutsche auf Reisen
Unter der Leitung des Vorsitzenden der
Speyerer Donaudeutschen, Siegfried Liebel und des Landesvorsitzenden
Josef Jerger besuchte der Stadtverband Speyer der Donaudeutschen
Landsmannschaft in Rheinland-Pfalz die Münsterstadt Ulm. Bei der
Abfahrt am Haus Pannonia in Speyer konnten die Verantwortlichen
eine Vielzahl von Mitgliedern willkommen heißen. Nach einer Fahrtzeit
von gut 3 Stunden mit dem Bus wurde die Reisegruppe dann in Ulm
vom Landesvorsitzenden der Donauschwaben in Baden-Württemberg, Hans
Supritz und dem Vertreter der Ulmer Donauschwaben, Franz Flock,
begrüßt. Diese hatten für die Speyerer eine ganze Reihe von Vorbereitungen
getroffen, so daß es denn auch gleich auf Tour ging.
Unter der fachkundigen Führung von Franz Flock wurde das berühmte
Fischerviertel (ehemals Sitz der Fischer und Gerber) besichtigt
mit seinen alten, einmaligen Bauten.
Ob es das Fischerplätzle mit seinem schönen
Haus und herrlichen Fachwerkbauten war, oder das schiefe
Haus an einem Seitenarm der Blau (heute ein sehr renommiertes
Hotel), alles war herrlich anzuschauen.Natürlich kamen die Speyerer
auch an die Ulmer Münze, der Münzprägeanstalt im Altertum,
zum Weinhof, dem früheren Handelsplatz für den Rebensaft,
dem Ulmer Münster mit dem höchsten Kirchturm der Welt um dem historischen
Rathaus der Stadt Ulm. In 90 Minuten ein Erlebnis von vielen Jahrhunderten
Geschichte der Stadt Ulm.
Höhepunkt dieses Rundganges für die Speyerer
war aber der Besuch des Donauschwäbischen Denkmals am Donauufer,
das in der letzten Zeit aufwendig renoviert wurde und wieder schön
dasteht .Es erinnert an die Abfahrten der Siedler vor über 250 Jahren
mit den Schiffen (Ulmer Schachteln genannt) die Donau hinab, um
das pannonische Becken wieder zu beleben und bebauen.
Dieses Denkmal erinnert aber auch an
das Leben von über 200 Jahren in diesem Gebiet, das damals zu Österreichungarn
gehörte und heute zu verschiedenen Staaten in Südosteuropa angegliedert
ist und an die Flucht und Vertreibung aus diesem Gebiet der dort
ansässigen Donauschwaben, Banater Schwaben und Ungarndeutschen in
den Jahren 1944/1945. Es erinnert letztendlich an die vielen Tausend
toter Landsleute, die bei der Flucht und Vertreibung, Zwangsmilitarisierung
der Männer, in Internierungslagern Jugoslawiens und bei der Zwangsarbeit
in der Sowjetunion ums Leben kamen.
Es erinnert an die alte Heimat der Donauschwaben.
In seinen Erklärungsworten brachte Supritz zum Ausdruck, daß es
ihm persönlich sehr am Herzen liege, daß dieses Denkmal mit seinem
kleinen Garten im Umfeld für die vielen Donauschwaben-Besucher aus
aller Welt immer in Ordnung sei und daher auch mit seiner Frau die
Pflege persönlich übernommen habe. Reiseleiter Jerger legte ein
Blumengebinde nieder im Auftrag der Speyerer Reisegruppe und in
einer kurzen Ansprache gedachte er den Toten in der alten Heimat
und man schloss die Gedenkminute mit einem Gebet unter dem Glockengeläut
einer nahe gelegenen Kirche.
Nach diesem Besuch der Geschichte ging
es wieder zurück in die heutige Zeit. Der Bus brachte alle nach
Langenau. Dort war in einem Gasthof das Mittagessen bestellt.
Nachdem die Speyerer sich
gestärkt hatten, wurden in Langenau die Ungarndeutschen Heimatstuben
besucht. In verschiedenen Räumen werden dort Dinge des täglichen
Lebens in der ehemaligen schwäbischen Türkei, das die
Deutschungarn verlassen mußten und etwas von ihrem Eigentum aus
diesem Gebiet mitgenommen haben zur Erinnerung an ihre alte, verlorene
Heimat aufbewahrt. In den Räumen sind zu sehen Mobiliar, Gerätschaften,
Trachten, Dokumente und dies alles wird auf Schautafeln mit Informationen
ergänzt. Ganze Wohnstuben und Küchen sind eingerichtet
und so kann sich auch der jüngere Mensch Vorstellungen machen, wie
seine Vorfahren gelebt und mit welchen Arbeitsgeräten sie geschuftet
haben. Nach diesem Besuch ging die Fahrt zurück nach
Ulm zur Hauptstation des Tages, dem Donauschwäbischen Zentralmuseum
(DZM) in Ulm, das als Hauptanlaufstelle für alle Donauschwaben aus
aller Welt für ihre Geschichte eingerichtet wurde und immer noch
wird. Supritz gab während der Hinfahrt Hintergrundinformationen
zu diesem Museum, beginnend mit der Ideengebung über die Ausführung
dieser Ideen bis hin zur Trägerschaft des 3500 qm großen Museums,
das in Teilen der Festungsanlagen Ulms eingebettet ist. Dieses
Museum ist immer noch im Aufbau begriffen und es werde noch einige
Zeit in Anspruch nehmen, bis es fertig und komplett ist, so
Supritz abschließend. Danach hatten die Speyerer 90 Minuten Zeit
zur Verfügung zur Besichtigung. Beim Rundgang durch die bereits
fertiggestellten Räumlichkeiten konnte man sehr gut die Konzeption
erkennen. Sie ist vielfältig, alle Gebiete der Donauschwaben aufzeigend
und gewährt einen Überblick über die Vielfältigkeit den Lebens der
Donauschwaben in ihrer ehemaligen Heimat, dem täglichen Leben, der
Arbeit, der Industrie bis hin zum Untergang durch Flucht und Vertreibung.
Bilder aus der alten Heimat sind dabei genauso wichtiger Bestandteil
wie die neuzeitlichen visuellen Darstellungen mit Licht, Projektoren,
Leinwänden, Computern und Bildschirmen. Nicht der eine oder andere
Heimatort hat hier Vorrang, die Gesamtgeschichte der Donauschwaben
soll und muß hier aufgezeigt werden. Der Schreiberling und stille
Beobachter ist der Auffassung, daß hier nach Fertigstellung der
gesamten Ausstellung ein Gesamtwerk geschaffen sein wird, das den
Betrachter die Geschichte der Donauschwaben und deren Umfeld sehr
gut nachfühlen läßt. Das Museum, das von Donauschwaben geschaffen
wird, aber nicht nur den Donauschwaben zugänglich ist, sondern allen
Interessierten an der Geschichte der Donauschwaben offen steht,
freut sich auf die Besucher aus aller Welt wie auch aus naher Umgebung
von den geschichtsinteressierten NICHTerlebnisgenerationen und NICHTdonauschwaben.
Supritz konnte stolz vermelden, daß zum Beispiel viele Schulklassen
im Rahmen ihres Geschichtsunterrichts das Museum besuchen und besichtigen.
Dies ist nur zu begrüßen. So kann die Geschichte der Donauschwaben
weitergegeben werden und bekannter werden, wie sie bisher war. Man
darf und soll nicht erwarten, daß der Besucher hier die Geschichte
seines Heimatdorfes findet - das Ganze ist wichtig. Man kann beim
Betrachten richtig Nacherleben, was die Vorfahren getan und bewirkt
haben, dies wird hier sehr gut in Szene gesetzt. Einen Glückwunsch
an die vielen fleißigen Hände dieses Museums zum Zusammentragen
dieser Zeitzeugen. Zur Schließzeit 17.00 Uhr verließ
die Speyerer Reisegruppe des Museum mit der Gewissheit, hier nicht
das letzte Mal gewesen zu sein. Zum Einen war die Besuchszeit zu
knapp bemessen, hatte man doch nicht alles in der notwendigen Intensität
in Augenschein nehmen können und zum Anderen geht es um die eigene
Geschichte bzw. um die Geschichte der Vorfahren, die man nacherleben
will. Schon bei der Weiterfahrt zur letzten Station des Ulm-Besuches
machten die Speyerer sich gegenseitig deutlich, wiederzukommen und
Kinder oder Enkel mitzunehmen, um ihnen zu zeigen, woher sie stammen.
Diese letzte Station in Ulm war das Vereinsheim
der Donauschwaben-Jugend von Ulm. Sie ist beheimatet in einem anderen
Teil der Festungsanlagen von Ulm. Dort haben sie sich in alten Gemäuern
gemütlich eingerichtet und die Speyerer Reisegruppe fand dort Aufnahme
zum Abendessen, gemütlichen Beisammensein und kennen lernen. Beim
kalten Bufett saß man dann gemütlich beisammen und abschließend
dankte Vorsitzender Siegfried Liebel den Reiseführern Supritz und
Flock für die fachmännische Begleitung an diesem Tag und der Donauschwaben-Jugend
für die gute Bewirtung, ehe um 19.15 Uhr die Heimatreise nach Speyer
angetreten wurde. Dort kam die Gruppe um 22.00 Uhr wieder wohlbehalten
an.
Ein schöner und absolut interessanter
Tag in Ulm und um Ulm herum war zu Ende.
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